Mia hat nur einen Weihnachtswunsch.
Sonst möchte sie nichts haben. Nicht
einmal den Plüschhund aus dem Kaufhaus-Schaufenster. Nein, Mia möchte nur, dass
sich ihre Eltern mit Oma und Opa wieder vertragen. „Ich wünsche mir, dass Opa
mir viele Geschichten erzählt und Oma mit uns Plätzchen backt, so wie früher!“,
sagt sie.
Das aber ist ein Wunsch, den ihr
ihre Eltern nicht erfüllen können. Sie sind nämlich böse mit Oma und Opa. Warum
weiß Mia nicht. Traurig sitzt sie am Fenster und starrt auf die Straße. Es
schneit, und gegenüber funkelt weihnachtlich ein Lichterbaum zu Mia herauf. Mia
aber fühlt sich nicht weihnachtlich.
Ohne Oma und Opa ist Weihnachten nicht Weihnachten! Mia seufzt. Was kann sie
nur tun? „Schreib doch an den Weihnachtsmann!“, schlägt ihre Freundin Susi vor.
Das ist eine gute Idee.
Am Abend legt Mia
den Brief vors Fenster, und in der Nacht fegt ihn ein Windstoß vom
Fensterbrett. Er saust – huii – über die Straße und landet vor der Ladentür der
Bäckerei Trombold.
„Nanu“, ruft
Bäckergeselle Benno, als er früh morgens zur Arbeit kommt. Er dreht den Brief
in den Händen. „Wohnt hier der Weihnachtsmann?“ „Weihnachtsmänner gibt´s hier nur aus
Schokolade oder Hefeteig.“ Er blickt auf den Absender. „Ach, der ist von Mia.
Er beschließt, den Brief in die Brötchentüte für Mias Eltern einzupacken. Weil
es aber morgens in einer Bäckerei sehr eilig zugeht, packt er den Brief in die
falsche Tüte, und so landet er bei Familie Müller.
„Oh, ein Brief an den Weihnachtsmann“,
sagt Herr Müller. Den Brief werde ich zu Mias Eltern bringen. Eltern müssen
zusammenhalten!“
Die Kinder Anna und Tom aber sind da
anderer Meinung. Sie mopsen den Brief aus Vaters Tasche und werfen ihn in einen
Postbriefkasten. Am nächsten Tag landet Mias Brief auf dem Schreibtisch von
Postmeister Mecker. „Unerhört“, brummt der, „ein Brief ohne Briefmarke und
ordentliche Adresse?“ Und weil er sehr schlecht gelaunt ist, findet er das gar
nicht komisch. „An den Weihnachtsmann?“, meckert er. „Will uns da jemand auf
den Arm nehmen? Oh nein!“
Er greift zu seinem Stempel und
drückt ein dickes „Zurück an den Absender“ auf den Brief. So landet der Brief
wieder in Mias Straße im Briefkasten Nr. 10 a, und der gehört Susis Familie. Susi
wundert sich. Mia wohnt doch in 10 b!
„So was!“, murmelt sie und
beschließt, die Sache mit dem Brief nun selbst in die Hand zu nehmen. Als sie
später mit ihrer Mutter zum Einkaufen geht, drückt sie den Brief dem
Weihnachtsmann, der im Kaufhaus zwischen Teddys und Modelleisenbahnen sitzt,
schnell in die Hand.
Der verblüffte
Kaufhausweihnachtsmann begreift nicht, wie ihm geschieht. Er reißt den Umschlag
auf und liest Mias Brief:
Lieber Weihnachtsmann, weil ich so
traurig bin, dass sich Vati und Mutti mit Oma und Opa gekracht haben, habe ich
nur einen Wunsch. Bitte schenke mir, das sich alle wieder miteinander
vertragen.
Sonst wünsche ich mir nichts, auch
nicht den süßen Plüschhund aus dem Schaufenster vom Kaufhaus. Viele Grüße,
deine Mia. Ach ja, Oma und Opa wohnen in der Hauptstraße 30, und heißen tun sie
wie ich.
Da der Weihnachtsmann auch eine
kleine Tochter hat, und die Oma und den Opa von Mia gut kennt, beschließt er,
den Brief gleich morgen dort vorbei zu bringen.
Dann ist
Heiligabend. Mia ist traurig.
Über die Geschenke
freut sie sich nicht arg. Auch nicht über den kuscheligen Plüschhund.
Warum hat der
Weihnachtsmann meinen Wunsch nicht erfüllt? grübelt sie immer wieder. Und warum
haben Oma und Opa nicht geschrieben oder angerufen? Sie hat Mühe, die Tränen
zurückzuhalten, aber auch Mutti und Vati sehen traurig aus. Als alle gerade am
traurigsten sind, klingelt es. Mia rast zur Tür. Juchhu! Es sind Oma und Opa.
„Frohe Weihnachten“, sagt Opa leise. Mia nickt. Sie ist so aufgeregt, dass sie
nicht weiß, was sie antworten soll. Doch dann fällt es ihr ein. „Danke,
Weihnachtsmann!“, ruft sie so laut sie kann. „Danke! Und frohe Weihnachten!“