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Beitrag vom 16.01.2015: Zwergnase von Wilhelm Hauff - Teil I

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Erzähler: Es war einmal eine Stadt irgendwo in Deutschland. Da lebte ein Schuster mit seiner Frau und seinem Sohn. Da sie nicht viel Geld hatten, verkaufte die Frau das Gemüse und die Kräuter, welche sie im eigenen Garten gepflanzt hatte, auf dem Markt. Die Leute auf dem Markt kauften gerne bei ihr ein. Jakob, so hieß ihr Sohn, war ihnen behilflich die schweren Einkaufskörbe nach Hause zu bringen, wofür er manchmal mit einem Stück Kuchen oder einem Geldstück belohnt wurde. Eines Tages kam eine alte Frau vorbei, die eine lange Nase, einen ziemlich großen Buckel und sehr dünne lange Finger hatte. Sie nahm die Kräuter aus dem Korb und roch daran und warf sie wieder zurück in den Korb. Dabei meinte sie abfällig

Alte: „Das ist alles schlechtes Zeug, vor fünfzig Jahren war alles besser.“

Erzähler: Daraufhin erwiderte Jakob voller Zorn, weil die Alte die Kräuter seine Mutter durcheinander gebracht hatte.

Jakob: „Sie brauchen ja keine Kräuter zu kaufen, wenn sie Ihnen nicht gefallen.“

Erzähler: Die Alte machte ein finsteres Gesicht, kaufte aber sechs Kohlköpfe und sagte dann zur Mutter

Alte: „Gib mir deinen Sohn mit, da ich meine schweren Einkäufe nicht mehr selber nach Hause tragen kann.“

Erzähler: Jakob wollte dieser Frau nicht helfen, doch die Mutter meinte mit erhobener Stimme

Mutter: „Du musst, der Kunde ist König“

Erzähler: obwohl sie dabei ein ungutes Gefühl hatte. Also zog der Kleine mit der Alten fort. Es dauerte einige Zeit bis sie zum Haus der Alten kamen. Von außen machte die windschiefe Bretterhütte den Eindruck, als ob sie gleich zusammen fallen würde. Aber als Jakob mit der Alten eintrat, da traute er seinen Augen nicht. Der Boden und die Wände waren aus Marmor! Von innen sah es so aus, als hätten sie einen Palast betreten, so groß erschien die Eingangshalle.

Alte: „Du kannst solange hier drin warten, bis ich dir deine Belohnung bringe“

Erzähler: sagte die alte Frau und schubste Jakob in eine Art Wohnzimmer. Danach schloss sie die Türe ab und schlurfte davon. Bei ihrer Rückkehr brachte sie ein Tablett, darauf stand ein Teller mit einer dampfenden Suppe. Sie gab Jakob den Löffel und sagte

Alte: „Hier ist dein Lohn für deine Hilfe, lass es dir schmecken.“

Erzähler: Als sie sah, wie gierig Jakob die Suppe löffelte, lachte sie nur meckernd. Nachdem Jakob den Teller geleert hatte, wurde er sehr müde, fiel auf das Sofa und war schon eingeschlafen, bevor sein Kopf eins von den Kissen berührte, die darauf lagen. Er träumte er, sei ein kleines Eichhörnchen geworden und mit Meerschweinchen putzte er das Haus, bediente die Alte und dabei lernte er auch das Kochen. Einmal steckte er sein Schnäutzchen in eine Dose, worauf er einen Niesanfall bekam, der so gewaltig war, dass er aus diesem seltsamen Traum erwachte. Das Zimmer kam ihm größer vor. Als er an einem Spiegel vorbei kam und hinein sah, erblickte er eine Gestalt. Er sah ein Männlein mit einem monströsen Buckel, einer sehr langen Nase und dünnen bleichen Fingern. Vor lauter Schreck, als er diese Kreatur sah, lief er aus dem Haus, rannte durch die Straßen, zum Marktplatz, wo seine Mutter immer noch Gemüse und Kräuter verkaufte. Ganz erleichtert rief er ihr zu Jakob: „Mutter, Mutter da bin ich wieder.“

Erzähler: Die Frau drehte den Kopf in die Richtung, aus der die Stimme erklang. Da sah sie den hässlichen Zwerg und mit tränenerstickter Stimme sagte sie

Mutter: „Wie kannst du es wagen, mich Mutter zu nennen? Willst du mich verspotten? Mein Sohn Jakob, ist vor sieben Jahren verschwunden und keiner hat je wieder von ihm gehört, und jetzt kommst du daher gelaufen, und veräppelst mich, indem du mich Mutter nennst?“

Erzähler: Dabei hob sie den Arm, um ihm eine Ohrfeige zu geben. Schnell duckte er sich, drehte auf dem Absatz um und machte dass er weg kam. Er rannte so lange, bis er einen einsam stehenden Baum fand, ließ sich an dessen Stamm zu Boden sinken, um hemmungslos zu schluchzen.

Am anderen Morgen, überlegte Jakob, was er jetzt machen konnte. Er hatte Hunger und Durst und kein Geld, um sich etwas zu kaufen. Er benötigte dringend eine Arbeit. Wie es der Zufall wollte, suchte der Herzog einen neuen Koch, und da Jakob diesen Beruf erlernt hatte, bewarb er sich dafür. Als er am Hofe des Herzogs seinen Wunsch vortrug, wurde er von der Dienerschaft verspottet und verlacht, und als Zwergnase betitelt. Der Herzog befahl ihm, er solle zur Probe eine Mahlzeit zubereiten, und wenn dieses Mahl seinen Ansprüchen entsprechen würde, hätte er die Arbeit. Das Kochen bestand er mit einem Lob der Testesser. So wurde Zwergnase also Leiter des Küchenteams. Als drei schnatternde Gänse in die Küche kamen, wurde es laut und lebhaft. Zwei Gänse waren schnell sehr still, die Dritte aber meinte zu Zwergnase

Gans Mimi: „Stichst du mich. So beiß ich dich. Drückst du mir den Hals ab. Bring ich dich ins frühe Grab.“

Erzähler: Vor lauter Schreck, dass die Gans sprach, hätte er sie beinah fallen lassen.

Jakob: „Du kannst ja sprechen, also bist du nicht als Gans geboren worden“,

Erzähler: wisperte er und sagte dann laut und deutlich, damit es jeder in der Küche verstehen konnte:

Jakob: „Diese Gans werde ich mit dem besten Brot und schmackhaftesten Kräutern füttern, bis sie fett und rund ist. Dann soll der Herzog einen Gänsebraten erhalten, wie er ihn noch nie gegessen hat.“

Erzähler: Nach dieser Ansprache schnappte er sich den Käfig mit der Gans und ging mit ihr in seine Kammer. Dort setzte er sich auf sein Bett und stellte den geöffneten Käfig neben sich. Beim Herauskommen sprach die Gans

Gans Mimi: „Ich heiße Mimi, und bin die Tochter eines Apothekers und bin von einer alten Frau mit einer langen Nase und einem großen Buckel, in diese Gestalt verwandelt worden, weil sie über meinen Vater verärgert war.“

Erzähler: Zwergnase hörte ihr zu nickte, und sprach

Jakob: „Hallo Mimi, ich glaube die gleiche Frau hat auch mich verzaubert!