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02.08.2019 Standpunkte

Bogenschießen macht mir einfach Spaß und baut mein Selbstwertgefühl auf

Bogenschießen ist für unser Haus ein ganz neues Angebot und ein Projekt, das über zwei Jahre geht.
Als ich das Plakat gesehen habe, das über das Projekt informiert, dachte ich erst: „Nein das schaffe ich bestimmt nicht“, deshalb habe ich darüber weiter gar nicht mehr nachgedacht.
Mich hat dann Regina von der Tagesstrukturierung persönlich gefragt, ob ich einmal zum Bogenschießen mitgehen möchte. Erst war ich noch skeptisch, vor allem dachte ich mir, das wird für mich bestimmt eine große Enttäuschung, wenn ich es nicht kann. Aber Regina überzeugte mich, dass ich ja einfach zum Spaß dabei sein kann.
Ich fuhr an einem Samstagstermin mit, weil ich an den anderen Wochentagen in der Werkstätte für Menschen mit Behinderung arbeite. Die Fahrt nach Sindeldorf dauert höchstens eine viertel Stunde. Mit drei anderen Bewohnern fuhren wir vormittags dorthin und die ganze Unternehmung hat ca. 4 Stunden gedauert. Erst hat uns Eberhard Mugler einen Film gezeigt, in dem es darum ging, im Augenblick und im Hier und Jetzt zu leben. Danach hat er uns einiges über die verschiedenen Bögen erzählt und jeder von uns durfte sich mit einem Bogen vertraut machen. Eberhard Mugler hat sich für jeden einzelnen die Zeit genommen die er braucht und die Hilfestellung die nötig war gegeben.
Für mich hat er einen der leichtesten Bögen ausgesucht, weil ich nicht so viel Kraft habe und ich durfte auch näher an das Ziel heran. Als erstes haben wir auf einen roten Faden an einer schwarzen Wand gezielt und für´s erste Mal war ich gar nicht so schlecht. In der zweiten Runde zielten wir auf Luftballons. Ich habe mir einen roten Ballon ausgesucht und mit Unterstützung habe ich ihn tatsächlich getroffen.
Ich dachte dann: „Ich kann doch mehr, als ich mir manchmal zutraue“ und dadurch ist mein Selbstwertgefühl auch wieder gestiegen. Weil es mir so gut gefallen hat, wollte ich ein zweites Mal mitfahren.
Bei diesem Termin habe ich sofort gemerkt, dass ich schon einmal geübt hatte. Alles was Eberhard Mugler gesagt hatte konnte ich wieder abrufen. Ich wusste gleich, wie ich mich hinstellen musste, wie ich den Bogen halten musste und konnte den Pfeil gut loslassen.  
Leider war meine Tagesverfassung wegen der Wetterlage nicht so gut und mir hat meine Spastik ein kleines bisschen einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Dieses Mal schossen wir auf bewegliche Ziele, z.B. auf eine Ente auf einer Videowand und auf einen schwingenden schwarzen Ball an einer Schnur.
Eine Bewohnerin war dabei, die eigentlich gar nicht mit wollte und nur für einen anderen eingesprungen war. Trotzdem hat Eberhard Mugler ihr die Möglichkeit gegeben mit zu machen, sodass sie mit seiner Hilfe schießen konnte. Mich hat es total fasziniert, wie sie gelacht hat und dass sie sich getraut hat, trotz ihres Handicaps mit zu machen.
Für mich persönlich wünsche ich mir, durch das Bogenschießen in Sindeldorf mit anderen Leuten in Kontakt zu kommen, die nicht vom Wohnzentrum kommen. Das Bogenschießen selber macht mir einfach Spaß und baut mein Selbstwertgefühl wieder ein Stück auf.

Eure Sonja

Sonja beim Bogenschießenn

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1 Kommentare

Georg Kleiner schrieb am 02.08.2019 - 14:59 Uhr

Sonja, das hast Du einfach gut geschrieben und die richtigen Besonderheiten betont. Diese Erfahrung kann man tatsächlich machen.


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