Navigation

31.08.2018 EKWZ

Wie sich das Projekt TOP SE im Lauf der Jahre verändert hat

Seit 14 Jahren treffen sich Schüler der Realschule Krautheim und Bewohner, um gemeinsam Freizeit zu verbringen. Doch so ganz freiwillig findet das Ganze nicht statt. Das Zusammentreffen ist Teil des  themenorientierten Projekts „Soziales Engagement“ (TOP SE), das an der Realschule Krautheim seit 2004 zum Unterrichtsplan gehört.
In den ersten Jahren des Projekts kamen alle Schüler der Klasse 9 zu Bewohnern in das Wohnzentrum. Über Listen, in denen Bewohner mit ihren Hobbys eingetragen waren, konnten sich Schüler und Bewohner mit ähnlichen Interessen zusammenfinden. Sketche wurden eingeübt, aber auch Kochen, Backen, Malen und spazierengehen gehörten zu den gemeinsamen Unternehmungen. Bei einer kleinen Abschlussfeier im Wohnzentrum präsentierten Schüler und Bewohner dann ihre gebastelten Plakate, auf denen sie in Bild und Schrift zeigten, was sie unternommen hatten.
Im Laufe der Jahre hat sich in der Umsetzung des Projekts immer wieder einiges geändert. So sind aus den anfänglich 25 Stunden, die gemeinsam gestaltet werden sollten, 14 Stunden geworden. Die größte Änderung besteht allerdings darin, dass die Schüler mittlerweile die Sozialstunden auch in anderen sozialen Einrichtungen, wie Kindergärten und Altenheimen verbringen können. Das hatte  zur Folge, dass sich im vergangenen Jahr lediglich zwei Schüler für unser Haus entschieden haben. Möglicherweise ist es für die Schüler einfacher, die Stunden in einer Einrichtung an ihrem Wohnort zu organisieren.
2016 waren es immerhin noch 6 Schüler, die in´s Wohnzentrum kamen. Demgegenüber standen aber 11 Bewohner, die gerne etwas mit einem Schüler unternommen hätten. So wagten wir 2016 ein Experiment, auf das sich glücklicherweise alle Projektteilnehmer einließen. Wir teilten die Bewohner in 3 Gruppen mit ähnlichen Interessen, für die jeweils 2 Schüler verantwortlich waren. Es war zwar schwieriger einen gemeinsamen Termin für die Treffen zu finden und auch schwieriger die Zeit auf alle Bewohner gleichmäßig aufzuteilen, aber dafür wurde es nicht langweilig.
Da im Eduard Knoll Wohnzentrum die meisten Bewohner in einem Rollstuhl sitzen, sollte dieses Hilfsmittel während des Projekts zum Thema gemacht werden. Für die meisten Schüler wird der Rollstuhl aber erst richtig interessant, wenn sie ihn einmal als „Sportgerät“ ausprobieren dürfen. Zu diesem Zweck wurde jahrelang ein Hindernisparcour in der Realschule aufgebaut, bei dem die Geschicklichkeit geübt werden konnte. Bei dieser Gelegenheit bekamen die Schüler einen Eindruck von der sportlichen Herausforderung, die Rollstuhlfahrer zu bewältigen haben, die sich in einem Schieberollstuhl fortbewegen. Die Schüler lernten zudem den Umgang mit einem Rollstuhl kennen. Beispielsweise wie man eine Treppe überwindet oder welche Unterschiede es bei den verschiedenen Schieberollstühlen und Elektrorollstühlen gibt.
Nachdem sich in den vergangenen Jahren die Anzahl der Schüler, die ins Wohnzentrum kommen wollten, geändert hat, überlegten wir uns, wie wir entsprechend darauf reagieren können. Im Vordergrund steht bei  diesem Projekt vor allem, dass die Erfahrungen der Schüler und Bewohner miteinander positiv ausfallen. Berührungsängste auf beiden Seiten sollen abgebaut werden.
Um schnell auf Unstimmigkeiten oder Probleme zwischen Bewohnern und Schülern reagieren zu können, bot sich Carmen, eine Bewohnerin, als Ansprechpartnerin für Schüler und Bewohner im Haus an. So können Bewohner aber auch Schüler direkt bei ihren Treffen auf Probleme aufmerksam machen.
Bevor die Schüler zu uns in´s Haus kommen, gibt es eine Einladung für die Schüler der kompletten Klasse 8 der Realaschule Krautheim, noch jeweils vor den Sommerferien. Ca. 70 Schüler müssen dann durch´s Haus „geschleust“ werden. An diesem Vormittag zeigen wir allen unseren Film „ein Tag im Eduard Knoll Wohnzentrum“, in dem exemplarisch der Tagesablauf eines Bewohners im Haus gezeigt wird. Außerdem werden alle Schüler in Kleingruppen von Bewohnern durchs Haus geführt. Für die meisten Schüler ist das die erste Begegnung mit Menschen mit Behinderung. Einige wenige waren schon mal im Haus, oder haben von der Einrichtung gehört, weil Familienangehörige hier arbeiten.
Nach den Sommerferien warten wir dann gespannt, ob sich Schüler für unser Haus entschieden haben. Diese laden wir dann zum Mittagessen ein und „suchen“ für sie die passenden Bewohner. Dieses Verfahren probieren wir ganz neu aus, denn bis jetzt konnten sich die Bewohner, die gerne einen Schüler wollten, in eine Liste eintragen. Nur war die Enttäuschung natürlich groß, wenn man aufgrund von Schülermangel gar keinen Schüler bekam.

In der Schule thematisieren die Lehrer zur Vorbereitung des Projekts die Erwartungen und Ängste der Schüler über den Umgang mit Menschen mit Behinderung.
Das Hauptziel des Projekts ist das Abbauen von Berührungsängsten gegenüber Menschen mit Behinderung. Es hat sich gezeigt, dass dies am leichtesten durch gemeinsame Unternehmungen gelingt. Selbst wenn kein langfristiger Kontakt zwischen Schülern und Bewohnern entsteht, bleibt sicher etwas von den gemachten Erfahrungen in Erinnerung. Vielleicht zeigt es sich sogar später einmal in der Berufswahl oder einfach in einer kleinen Geste gegenüber einem Menschen mit Behinderung.


2034 Aufrufe

0 Kommentare

Es gibt noch keine Kommentare

Kommentar hinzufügen