04.07.2016 EKWZ
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Fränkische Nachrichten, Montag, 04.07.201 / Hans-Peter Kuhnhäuser
Barrierefreiheit
ist eine Daueraufgabe, und ein Leben im Rollstuhl kann alle betreffen. Das
wurde am Samstagvormittag beim Stant des BSK Hohenlohe-Franken auf dem
Marktplatz deutlich.
Ein Bus des BSK (Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderte) vom Eduard-Knoll-Zentrum Krautheim machte auf dem Marktplatz Station. Doch nicht Schautafeln wurden ausgepackt, sondern Fahrgäste im Rollstuhl rollten über die Rampe und platzierten sich am eigens aufgebauten Stand. Info-Material, aber auch Kaffee gab es für die Passanten, die das Gespräch suchten. Mit dabei war auch die Vorsitzende des BSK-Bereichs Hohenlohe-Franken, Monika Martin.
Die
"Rolli-Fahrer" wollten auf ihre Situation aufmerksam und deutlich
machen, was es braucht, um den Alltag zu erleichtern und zu verbessern. Zwar
gab es in den vergangenen Jahren große Fortschritte in Sachen Barrierefreiheit,
aber längst nicht alle Hindernisse wurden den Rolstuhlfahrern aus dem Weg
geräumt. Und nicht nur sie, auch viele Menschen, die einen Rollator nutzen und
sich so die Mobilität erhalten, haben Wünsche.
Viel Zeit
nahm sich Oberbürgermeister Udo Glatthaar, der auch das Angebot, selbst einmal
in einem Rollstuhl Platz zu nehmen, annahm. "Ich kenn' das ja, mein Vater
nutzte auch einen Rollstuhl", sagte der OB. Und ja, die Stadt habe eine
Konzeption und setze diese "Schritt für Schritt" um. Zahlreiche
Straßen und Plätze und mittlerweile alle öffentlichen Einrichtungen seien
barrierefrei", sagte Glatthaar. Wenn möglich, werde auf Bordsteine
verzichtet, bei Sanierungen "setzen wir das Bordstein-Niveau herab".
Und auch die Kirchengemeinden hätten in ihren Einrichtungen - Schulen,
Kindergärten und den Kirchen - für Barrierefreiheit gesorgt, ebenso wie die
Kliniken, die Kurverwaltung und die Kureinrichtungen. Die Mühlwehrstraße sei
ebenso wie die Funkengasse "gelungen, nun kommt die Ochsengasse dran".
Gleichwohl
sei klar, dass "Barrierefreiheit ein andauernder Prozess und damit eine
Daueraufgabe ist", sagte Glatthaar. Weiterhin gebe es da in der Stadt noch
viel zu tun, beispielsweise den Austausch des Pflasters auf dem Marktplatz.
"Wir können das aus Finanzgründen aber nicht alles auf einmal
anpacken." Glatthaar bat die Rollstuhlfahrer sowie alle anderen
Behinderten darum, "der Stadtverwaltung zu schreiben, wo Sie Probleme
haben. Sagen Sie uns, wo wir was besser machen können".
Hilfreich
sei es auch, private Bauherrn und Immobilienbesitzer - etwa bei Gaststätten
oder Geschäften - auf die Probleme eines behindertengerechten Zugangs
aufmerksam zu machen. "Wir stehen da als Ansprechpartner zur
Verfügung", betonte Monika Martin, Vorsitzende des BSK-Bereichs Hohenlohe-Franken.
Der hat aktuell rund 130 Mitglieder und will sich künftig verstärkt der Region
Main-Tauber widmen.
Deutlich wurde in den Gesprächen mit dem OB und den Passanten, dass es oft nur Kleinigkeiten sind, die Behinderten das Leben einfacher machen. "Bänke mit höheren Sitzflächen" oder eben "höhere Toilettensitze" wurden dabei ebenso genannt wie bessere Hinweise auf behindertengerechte Toilettenanlagen. Barrieren im Alltag zu erkennen, "geht am besten bei Stadtbegehungen mit Rollstuhlfahrern und anderen Gehbehinderten", erklärte Georg Kleiner vom BSK.
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