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10.09.2014

Wir trauern um Hedwig Knoll

Wir trauern um Hedwig Knoll, die unserer Einrichtung und den darin lebenden und arbeitenden Menschen immer sehr verbunden war.


Leben und Wirken

Hedwig Knoll heiratete 1944 Eduard Knoll, einen gelernten Textiltechniker. Durch das Kriegsgeschehen waren sie aber nach der Heirat die meiste Zeit getrennt.

Eduard Knoll wurde dann in den letzten Kriegstagen so schwer verletzt, dass er mit einer Querschnittlähmung in einem Berliner Krankenhaus versorgt werden musste. Natürlich waren zu dieser Zeit die medizinischen Möglichkeiten äußerst not dürftig.

Hedwig Knoll dagegen kam als Flüchtling 1946 über das Durchgangslager Seckach bei Osterburken nach Krautheim-Neunstetten. Leider starb während der Flucht die 1945 geborene gemeinsame Tochter Christine.

Als Hedwig Knoll über das Rote Kreuz erfuhr, was ihrem Mann widerfahren war und wo dieser aufzufinden war, hat sie sich nach Berlin begeben und den Transport nach Krautheim organisiert. Dieser Transport musste mangels anderer Möglichkeiten überwiegend in einem Viehtransportwagen der Deutschen Bahn erfolgen. Auch Eduard Knoll kam dann erst einmal in Neunstetten unter. 1949 wurde Hedwig Knoll vom Kreisschulamt Buchen eine Stelle als Handarbeitslehrerin am Schulort Krautheim zugewiesen. Diese Tätigkeit hat sie sehr engagiert, sehr genau, aber auch mit Strenge ausgeübt.

1952 zog das Ehepaar Knoll nach Krautheim in ihr neu gebautes, behindertengerechtes Haus in der Altkrautheimerstrasse.

Eduard Knoll gründete im Jahr 1955 einen Verein, aus dem später der Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter, das Eduard-Knoll-Wohnzentrum und die Krautheimer Werkstätten hervorgegangen sind.

Hedwig Knoll hat Ihren Mann in seinem unerschöpflichen Engagement immer unterstützt und begleitet, aber nicht aktiv in die Verbandsarbeit eingegriffen. Zu vielen Bewohnern des Wohnzentrums pflegte sie aber immer einen intensiven und freundschaftlichen Kontakt.
1982 starb ihr Mann an einem Herzinfarkt. Auch nach dem Tode Eduard Knolls hat sie interessiert aber auch durchaus kritisch verfolgt, wie das Lebenswerk ihres Mannes fortgesetzt wurde.

Sie machte keinen Hehl daraus, mit einigen Entwicklungen nicht einverstanden zu sein und freute sich daher sehr, dass das Wohnzentrum einige Jahre später unter neuer Leitung wieder einen Weg beschritt, der den früheren Idealen Eduard Knolls entsprach. Sie nahm dann wieder regelmäßig an Veranstaltungen des Wohnzentrums teil und es freute uns immer sehr, dass sie unsere Arbeit öfter dadurch würdigte, dass sie der Ansicht war, dass Eduard Knoll stolz darauf gewesen wäre, wie sich das Wohnzentrum inzwischen entwickelt hat.

Sie selbst wohnte inzwischen in einer Wohnung der Bungalowsiedlung und pflegte Ihre Interessen, insbesondere Pflanzen, Kakteen und Handarbeiten.

Leider waren die letzten Lebensjahre Hedwig Knolls durch eine stetig zunehmende Demenzerkrankung geprägt. Sehr gelitten hat sie, als sie in Folge dessen nach einem kleineren Unfall ihren Führerschein abgeben musste. Sie ist sehr gerne Auto gefahren und das Auto gab ihr ein Gefühl der Unabhängigkeit. Trotz fortschreitender Demenz konnte Frau Knoll bis fast zuletzt in Ihrer Wohnung bleiben, was sie auch immer ausdrücklich gewünscht hatte.
Unsere Vorschläge in eine geeignete Einrichtung, oder in unser Wohnzentrum zu ziehen, lehnte sie immer ab, da es ihr wichtig war, die eigene
Wohnung als Rückzugsmöglichkeit zu haben.

Leider musste Frau Knoll dann aber im April dieses Jahres dann doch ihre Wohnung verlassen, da es zu einem Wasserleitungsbruch kam. Gemeinsam brachten wir sie zur Kurzzeitpflege nach Offenau in eine sehr gute Einrichtung für Demenzkranke. Nach der Reparatur des Wasserschadens wollten wir sie zurückholen, aber Frau Knoll erklärte uns zu unserer Überraschung, dass sie sich inzwischen in der Offenauer Einrichtung in der Gemeinschaft mit anderen Menschen ganz wohl fühle und dort bleiben wolle. Nachdem sie diesen Wunsch auch in der Folgezeit noch öfter wiederholte wurde er natürlich von uns und der gesetzlichen Betreuerin respektiert.

Am Morgen des 24. August erhielten wir dann die Mitteilung, dass Hedwig Knoll am Vorabend friedlich eingeschlafen sei.
Wir haben mit ihr eine uns sehr nahestehende Persönlichkeit verloren, an die wir uns immer erinnern werden.

Norman Weyrosta


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1 Kommentare

Dr. Eckhart Leischner schrieb am 11.09.2014 - 15:38 Uhr

Hedi Knoll, geb. Leischner, am 23.06.1919 in Unter Heinzendorf, Kreis Hohenstadt (Altvater) war eine resolute Person. Sie war das 3. Kind (von 4) von Franz Leischner (1880-1962) und Hermine L., geb.Salinger (1889-1960)
Sie haben eine gute Personenbeschreibung gemacht!
Einen Teil Ihrer Angaben werde ich in meinem "Who is Who der Familie Leischner" verwenden. Dazu meine Bitte:
Kann ich Ihr Foto verwenden, können Sie es mir etwas größer zuschicken oder haben Sie weiteres Bildmaterial von ihr?
Besten Dank im Voraus.
Eckhart Leischner, Kastanienstr. 11, 63517 Rodenbach
eMail: eck@leischner.de


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