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24.11.2008 Freundeskreis

Lebens- und Wohnumfeld frei wählen können!

„Eigenständige Lebens- und Wohnformen behinderter Menschen anhand der bundesweiten Initiative Daheim statt Heim" lautete das Thema der 3. Krautheimer Gespräche am 21. November 2008. Dazu hatte der BSK-Vorstand die Behindertenbeauftragte der SPD-Bundestagsfraktion Silvia Schmidt eingeladen. Die Krautheimer Gespräche werden im vierteljährlichen Turnus im Vorfeld der BSK-Vorstandssitzungen veranstaltet.

Silvia Schmidt

Die Forderung der gleichnamigen Initiative „Daheim statt Heim" für eine freie Wahl von Lebens- und Wohnumfeld sorgt schon seit längerem für Diskussionen. Etwa, weil immer wieder Informationen über haarsträubende Zustände in Pflegeheimen an die Öffentlichkeit dringen. Und weil viele Betroffene sich in Heimen entmündigt fühlen und lieber in einer eigene Wohnung leben möchten.

Darauf wies auch Silvia Schmidt, die die Initative mitbegründet hat, in ihrem Eingangsreferat hin: „Heime müssen abgebaut werden, weil sie heutzutage nicht menschenwürdig sind". Deshalb kämpfe die Initative „für die Möglichkeit der Menschen frei zu wählen, wie sie leben möchten". Und weiter: Wählen kann man aber nur, wenn man eine Alternative hat, und die muss in Deutschland erst noch aufgebaut werden. Insgesamt eine Position, die auch der BSK unterstützt, wie Karl Finke anmerkte. Finke, Mitglied im BSK-Bundesvorstand moderierte die Gespräche.

Auch Norman Weyrosta, Geschäftsführer des Eduard Knoll Wohnzentrums in Krautheim, machte sich für das Prinzip der Wahlfreiheit stark. Er unterstütze das Prinzip „ambulant vor stationär", wies aber gleichzeitig darauf hin, dass dies auch für die Leistungsanbieter gelten müsse: „Der Heimbewohner müsse Dienstleistungen wählen und abwählen können".

Silvia Schmidt nahm sich auch des Themas Bildung an: Sie sprach sich dafür aus, die Inklusion von behinderten Menschen an Schulen voranzutreiben: „Die Schulen müssen so angepasst werden, dass alle Schüler darin unterrichtet werden können." In Deutschland gebe es zu wenig Kinder in Regelschulen, „und das setzt sich in der Ausbildung fort." Leider fehle es in manchen Bundesländern dabei an der nötigen Einsicht der verantwortlichen Politiker.
In diesem Zusammenhang kam auch das Thema Elternassistenz zur Sprache. Dazu Karl Finke: „In der laufenden Diskussion unterstützt der BSK das konkrete Ziel, Eltern behinderter Kinder aber auch behinderten Eltern selbst, die Assistenz zukommen zu lassen, die sowohl Eltern ein gleichberechtigtes Leben als auch den Kindern eine altersgerechte Entwicklung ermöglicht."

Als weiteres zentrales Thema brachte Schmidt die Situation Betroffener auf dem Arbeitsmarkt zur Sprache: „Arbeitsplätze müssen barrierefrei sein!" Und die behinderten Menschen gehörten auf den ersten Arbeitsmarkt. „Das ist in Deutschland aber schwierig, in den USA ist man z.B. viel weiter".

Dass es aber auch hierzulande möglich ist, als behinderter Mensch seinen Weg auf den ersten Arbeitsmarkt zu machen, verdeutlichte Harald Schölch aus dem Auditorium: „Nach neun Jahren Arbeit in den Krautheimer Werkstätten für Menschen mit Behinderung (WfMB) habe ich einen Arbeitsplatz in der freien Wirtschaft bekommen". „Eigentlich eine Traumkarriere", wie er strahlend anmerkte. Und er sprach den anwesenden WfMB-Mitarbeitern Mut zu: „Wenn Ihr es Euch zutraut: Macht es!"

Schmidt

Zur Person: Silvia Schmidt, Mitglied des Deutschen Bundstages, geboren am 25. März 1954 in Sachsen-Anhalt, ist Behindertenbeauftragte des SPD-Bundestagsfraktion. Sie sieht es als ihre Aufgabe an, „alle Vorlagen im Deutschen Bundestag, die das Leben von Menschen mit Behinderung betreffen, zu begleiten und mitzugestalten." 2006 gründete sie - zusammen mit Wissenschaftlern, Trägern großer sozialer Einrichtungen, Journalisten, anderen Politikern und Betroffenen - die bundesweite Initiative „Daheim statt Heim" Diese Initiative fordert den Baustopp für neue Heime und den schrittweisen Abbau bestehender Heimplätze.

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