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Beitrag vom 13.04.2012: Der Schweinehirt von Hans Christian Andersen Teil 1

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Erzähler: Es war einmal ein armer Prinz; er hatte nur ein ganz kleines Königreich; aber es war immerhin groß genug, um sich darauf zu verheiraten, und verheiraten wollte er sich.

Nun war es freilich etwas keck von ihm, dass er zur Tochter des Kaisers zu sagen wagte

Prinz: Willst du mich haben?

Erzähler: Aber er wagte es doch, denn sein Name war weit und breit berühmt; es gab hundert Prinzessinnen, die gerne ja gesagt hätten; aber ob sie es tat? Nun, wir wollen hören. Auf dem Grabe des Vaters des Prinzen wuchs ein Rosenstrauch, ein herrlicher Rosenstrauch; der blühte nur jedes fünfte Jahr und trug dann auch nur die einzige Blume; aber das war eine Rose, die duftete so süß, dass man alle seine Sorgen und seinen Kummer vergaß, wenn man daran roch. Der Prinz hatte auch eine Nachtigall, die konnte singen, als ob alle schönen Melodien in ihrer Kehle säßen. Diese Rose und die Nachtigall sollte die Prinzessin haben, und deshalb wurden sie beide in große silberne Behälter gesetzt und ihr zugesandt. Der Kaiser ließ sie vor sich her in den großen Saal tragen, wo die Prinzessin war und mit ihren Hofdamen "Es kommt Besuch" spielte. Als sie die großen Behälter mit den Geschenken erblickte, klatschte sie vor Freude in die Hände.

Prinzessin: Wenn es doch eine kleine Miezekatze wäre!

Erzähler: sagte sie, aber da kam der Rosenstrauch mit der herrlichen Rose hervor.

Hofdame: Wie niedlich sie gemacht ist!

Erzähler: Sagte die Hofdame

Kaiser: Sie ist mehr als niedlich, sie ist schön

Erzähler: sagte der Kaiser. Aber die Prinzessin befühlte sie und wäre fast in Tränen ausgebrochen.

Prinzessin: Pfui, Papa! sie ist nicht künstlich, sie ist natürlich!

Hofdame: Pfui, sie ist natürlich!

Kaiser: Lasst uns nun erst sehen, was in dem andern Behälter ist, ehe wir böse werden!

Erzähler: meinte der Kaiser, und da kam die Nachtigall heraus, die so schön sang, dass man nicht gleich etwas Böses gegen sie vorbringen konnte.

Hofdame: Superbe! Charmant!

Erzähler: Denn sie konnte französisch sprechen.

Kavalier: Mich erinnert dieser Vogel, an die Spieldose der hochseligen Kaiserin, ja es ist ganz genau dieselbe Melodie derselbe Vortrag.

Erzähler: sagte der alte Kavalier

Kaiser: Ja! Das ist wahr

Erzähler: sagte der Kaiser, und dann weinte er wie ein kleines Kind.

Prinzessin: Es wird doch hoffentlich kein natürlicher sein?

Erzähler: sagte die Prinzessin.

Bote: Ja, es ist ein natürlicher Vogel!

Erzähler: sagten die Boten, die ihn gebracht hatten.

Prinzessin: So Lasst den Vogel fliegen

Erzähler: sagte die Prinzessin und wollte nun nicht zulassen, dass der Prinz käme. Der aber ließ sich nicht einschüchtern; malte sich das Antlitz braun, zog die Mütze tief über die Ohren und klopfte an.

Prinz: Guten Tag, Kaiser! Könnte ich nicht hier auf dem Schlosse einen Dienst bekommen?

Kaiser: Jawohl! Ich brauche jemand, der die Schweine hüten kann, denn deren haben wir viele.

Erzähler: sagte der Kaiser. So wurde der Prinz Kaiserlicher Schweinehirt und erhielt zur Wohnung ein einfaches Kämmerchen über dem Schweinestall angewiesen. Den ganzen Tag musste er die Schweine hüten, dabei arbeite er und hatte bald einen kleinen, niedlichen Topf gemacht, mit lauter Schellen ringsherum. Sobald es in dem Topf kochte, spielte sie die alte Melodie

Musik: Ach, du lieber Augustin, Alles ist hin, hin, hin!

Erzähler: Aber das Allerkünstlichste war, dass, wenn man den Finger in den Dampf des Topfes hielt, man sogleich riechen konnte, welche Speisen auf jedem Feuerherd in der Stadt zubereitet wurden. Das war wahrlich etwas ganz anderes als die Rose! Nun kam die Prinzessin mit allen ihren Hofdamen daher spaziert, und als sie die Melodie hörte, blieb sie stehen und sah ganz erfreut aus, denn sie konnte auch "Ach, du lieber Augustin" spielen. Das war das einzige, was sie konnte, aber das spielte sie mit einem Finger.

Prinzessin: Das ist ja das, was ich kann! "Dann muss es ein gebildeter Schweinehirt sein! Höre, gehe hinunter und frage ihn, was das Instrument kostet!"

Erzähler: Da musste eine der Hofdamen hineingehen. Aber sie zog Holzpantoffeln an.

Hofdame: Was willst du für den Topf haben?

Erzähler: fragte die Hofdame.

Prinz: Zehn Küsse von der Prinzessin!

Erzähler: sagte der Schweinehirt.

Hofdame: Gott bewahre uns!

Erzähler: sagte die Hofdame.

Prinz: Ja, anders tue ich es nicht!

Erzähler: antwortete der Schweinehirt.

Prinzessin: Er ist unartig!

Erzähler: sagte die Prinzessin, und dann ging sie; aber als sie ein kleines Stück gegangen war, erklangen die Schellen so lieblich:

Musik: Ach, du lieber Augustin, Alles ist hin, hin, hin!

Prinzessin: Höre frage ihn, ob er zehn Küsse von meinen Hofdamen will!

Erzähler: sagte die Prinzessin

Prinz: Ich danke schön, zehn Küsse von der Prinzessin, oder ich behalte meinen Topf.

Erzähler: sagte der Schweinehirt