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02.12.2016 Standpunkte

Jetzt bin ich noch wertvoller - Persönlicher Krankenhausbricht von Birgit Gotthardt

Mit einer unglücklichen Kollision bzw. dem Einklemmen in den Zwischenraum einer Brandschutztür, nahm das Unheil seinen Lauf.

Der Schmerz war natürlich enorm, aber vorerst dachte ich an eine Zerrung oder Prellung. Statt, wie üblich und wie jeder Mensch reagieren würde, nämlich einfach zurückzufahren,  bekam ich einen Spasmus und gab dabei ungewollt Vollgas. Der Crash hatte ca. ein Gewicht von  80 Kilo, doch damit nicht genug, der Unterschenkel wurde dadurch auch noch verdreht. Dass dies kein Knochen aushält, dürfte wohl Jedem klar sein.

Montags darauf untersuchte mich Dr. Dubowy, indem er das Bein minimal bewegte, wobei ich jaulte wie ein Tier. Sein schlagkräftiges Fazit lautete: „Wahrscheinlich  Unterschenkelbruch -  morgen sofort ins Krankenhaus zum Röntgen“. Also ging es am nächsten Tag samt Lifter und Pflegerin Gisela ins Künzelsauer Krankenhaus  und zwar unverzüglich in die dortige Notambulanz.  

Die Damen vom Röntgen meinten nur: „Können Sie Ihr Bein auf den Röntgentisch“ legen?“ Meine Pflegerin anwortete, sie ist Spastikerin, das ist unmöglich.-  „O.k., dann muss Sie auf eine Pritsche“, war die Antwort. Nach längerer Suche fanden wir eine Liege, mit der ich geröntgt werden konnte. Auf meine Frage, was jetzt sei, bekam ich ungenaues Gemurmel, ich solle warten. Der Arzt würde sich das genauer angucken.

Ich wartete und wartete … Nach einer gefühlten Ewigkeit kam ein Gott im weißen Kittel und meinte: Es sei etwas gebrochen, doch sie wüssten nicht, ob es alt oder neu sei. Er müsste mehrere seiner Kollegen zu Rate ziehen. „Am liebsten würde ich Sie stationär aufnehmen für ein morgendliches CT.“, worauf ich  vehement protestierte und sagte: „Muss das sein, ich bleibe hier nicht länger als nötig.“

Kurz und gut, das CT wurde am gleichen Tag gemacht. Durch meinen Kopf ging nur, wie kriegen die mich da rüber auf die Liege der Röhre, doch das Rutschbrett tat sein Übriges. So schnell konnte ich gar nicht gucken. Sie gingen trotzdem sehr behutsam mit mir um. Das Ergebnis war, es war tatsächlich etwas gebrochen, nämlich der ganze Unterschenkel mit tiefliegender Kniescheibe. Mir ging nur durch den Kopf: Oh, mein Gott!!!

Wieder wurde ich in den E-Rolli gesetzt und kam in das Untersuchungszimmer, wo fünf Ärzte um mein Röntgenbild standen. Der Oberarzt meine nur: “Wir müssen sie operieren, sonst bleibt ihr Bein für immer instabil. Die Kniescheibe wird wieder hoch geschoben, indem wir sie mit einer Platte befestigen, und den Unterschenkel bringen wir mit Titanschrauben wieder in die richtige Position. Dann sind sie noch wertvoller, als ohnehin schon“.

Darauf bombardierte ich ihn mit Fragen: “ Wie lange tut es weh?“ etc. meine Schmerztoleranz sei nämlich sehr niedrig. Doch zwischen uns herrschte von Anfang an eine Art Verbindung, er verstand und ich verstand ihn. Also, versprach er mir, so gut wie möglich zu helfen. Ich sei nicht die 1. Spastikerin, die er operieren würde. Kurz und gut: Die OP ist super gut gelaufen. Bei den tägl. Visiten sagten mir Alle, ich hätte einen tollen Humor und sei ein toller Mensch. Mit der Krankengymnastin (KG) übte ich ab dem fünften Tag täglich das Sitzen auf dem Bettrand und bekam eine automatische Bewegungsschiene. Schon am 2. Tag meinte ich zur KG: „Gib Gummi, ich will Alles! Sie meinten nur: „Frau Gotthard, das tut aber weh.“ Doch meine Antwort war: „Laber nicht, mach!“ Ich zog es tatsächlich durch. Sie gaben mir 10 Tage um wieder im Rolli sitzen zu  können, geschafft habe ich in Drei!!

Mein Fazit: So wie man in den Wald rein ruft, so kommt es zurück. Zu fast hundert Prozent wurde ich auf der Station 1, Zimmer 107, in der Chirurgie von den Schwestern, sowie Pflegern sehr gut behandelt und betreut. Ebenfalls bedanke ich mich bei vielen Ärzten und Schwestern bzw. Pflegern. Ihr ward Spitze und macht einen hervorragenden Job. Auch aus diesem Grund verlor ich meinen Witz fast nie ganz.

Wie versprochen, wenn ich wieder ganz hergestellt bin, komme ich Euch/Sie besuchen.

Ganz liebe Grüße auf diesem Weg, Ihre und Eure Biggi Gotthardt


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1 Kommentare

Amos schrieb am 03.12.2016 - 09:21 Uhr

Liebe Biggi, wenn Du demnächst sagst, bei Dir ist eine Schraube locker, werde ich nachfragen müssen, was das nun heißt. Nur mit der notwendigen Gelassenheit, dem positiven Lebensgefühl, stellt sich Humor ein. Genauso wichtig ist der eigene Wille. Bei meiner REHA hing ein Schild: Das Wollenist das Geheimnis des Könnens. So kommst Du auch nach drei Tagen in den Rolli. Weiterhin gute Besserung wünsche ich Dir Amos


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