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25.07.2013 Bewohnerbeiträge

Abenteuer in Rumänien - Reisetagebuch: Einladung und Anreise

Zwei Rollifahrer in Rumänien – wie kam es dazu?

Der Bundesverband Selbsthilfe Körperhinderter e. V. (BSK) bietet unter anderem auch Reisen für Körperbehinderte an. Dazu schult er Personen die dies möchten, in sogenannten Reisehelferschulungen. Seit vier Jahren sind die Schulungen international, und finden in Krautheim statt. Im vergangenen Jahr, d. h. 2012 war eine rumänische Teilnehmerin dabei, deren Kinder ebenfalls zwei Jahre vorher an diesem Kurs teilgenommen hatten. Schon die haben uns, Anita und Steffen, nach Rumänien eingeladen. Damals haben wir das aber nicht so ganz ernst genommen.
Wie sich heraus stellte, war die Frau im November 2012 die Generalsekretärin von Malteser Rumänien. Sie ist dann auch mit uns zum Chef gegangen. Wir hatten eine richtige Besprechung und es war ganz schnell klar, dass mit dem Bus fahren unmöglich wäre, denn die Fahrt hätte 15 Stunden gedauert. Herr Schwarz vom BSK war auch dabei und schlug uns vor, doch zu fliegen. Anita und ich hatten keine Ahnung, wie und ob wir das organisieren könnten, doch Herr Schwarz sagte uns seine Hilfe zu. Nach ca. drei Wochen begann ich, zusammen mit dem BSK Reiseservice, eine Reise zu organisieren. Wir planten einen direkten Flug mit der Lufthansa von Frankfurt nach Bukarest.

Zum Glück ist Barla Zsuzsa, die Generalsekretärin, bei Facebook angemeldet und somit konnte ich ihr jede Nachricht direkt übermitteln. Doch schon nach der dritten oder vierten Nachricht bat sie mich, weiterhin mit Róbert zu schreiben, denn er würde das Camp organisieren. Auch Róbert war schon 2010 beim Reisehelferkurs und kannte mich.
Den Flug zu organisieren übernahm der Reiseservice vom BSK für uns. Wir mussten alle Daten über unsere Rollstühle, wie z.B. Trocken- oder Nassbatterie, die genauen Maße (H/B/T), das Gewicht der Rollstühle usw. angeben. Die Lufthansa hatte kein Problem damit, auch noch unsere beiden Schiebestühle mitzunehmen. Von Hanna Ursin, der Leiterin des BSK-Reiseservice, erfuhren wir, dass die E- Rollis und die Schiebestühle in die Cargo aufgegeben werden müssen.

Thomas Oberst aus der e.r.g.o. im Eduard Knoll Wohnzentrum erklärte sich, ohne groß über die eventuell stressige Woche nachzudenken, bereit uns zu begleiten. Nachdem klar war, dass er in dieser Zeit Urlaub bekommen könnte, buchten wir unsere Flüge. Ich fragte Róbert über Facebook, ob es Bilder gebe, auf denen wir schon mal das Lager anschauen könnten. Er schickte uns die Adresse einer Facebook Seite (https://www.facebook.com/benedekmezo?fref=ts), wo wir uns eine Menge Bilder der Häuschen, Freizeitanlagen, und der sanitären Einrichtung anschauen konnten. Beim Ansehen beschlich uns ein etwas mulmiges Gefühl. Wir wurden uns immer mehr bewusst, dass wir in eine ganz andere Welt kommen würden. Thomas, Anita und ich schauten uns z.B. in Google Maps genau an, wo wir unseren diesjährigen Urlaub verbringen würden. Wir stellten schnell fest, dass in der unmittelbaren Umgebung nichts außer Wiesen und Äcker sein würden.

Je näher der Abflugtermin am 14. Juli rückte, desto öfter setzten wir uns zu kleinen Besprechungen zusammen. In der letzten Woche stieg bei uns allen dreien die Aufregung und wir fragten uns immer wieder, auf was wir uns einlassen würden.
Doch nun gab es kein Zurück mehr und am Sonntag, den 14. Juli fuhren wir um ca. 15:30 Uhr nach Frankfurt zum Flughafen. Dort wurden wir freundlich empfangen und gleich an den Begleitservice weiterverwiesen, wo man uns z.B. beim Einchecken und bei der Gepäckaufgabe half. Wir wurden in einen Warteraum gebracht, allerdings hatten wir noch so viel Zeit, dass wir uns auf dem Flughafen ein Getränk gönnen konnten.
Etwa 30 Minuten vor Abflug wurden wir von einem netten Flughafenmitarbeiter aus dem Warteraum abgeholt und an unser Gate gebracht. Nachdem unser Handgepäck und wir selber kontrolliert waren, durften wir dann noch mit unseren E- Rollstühlen bis in die Fluggastbrücke fahren, wo wir dann auf flughafeneigene spezielle Transportrollstühle umsteigen mussten. Mit diesen wurden wir zwischen den Reihen hindurch an unseren Platz gefahren und durften auf die Flugzeugsitze umsitzen. All dies ging ohne größere Probleme.

Im Flugzeug gab es zwei Dreiersitzreihen. Anita wäre in der linken Dreierreihe gesessen und Thomas und ich wurden in die rechte platziert. Thomas redete mit den Stewardessen, dass es einfacher wäre, wenn wir alle drei in einer Dreierreihe säßen. Die Stewardess meinte zwar zuerst, der Flug sei komplett ausgebucht und daher gebe es keine Möglichkeit die Plätze zu tauschen, doch dann hat sie einem Platzwechsel zugestimmt. Als die anderen Passagiere ins Flugzeug kamen war der Fluggast, der auf Anitas neuen Sitz gebucht war, kurz irritiert, dass sein Sitz schon belegt war. Thomas erklärte kurz, dass es für ihn einfacher wäre uns beide zu versorgen, wenn wir alle in einer Reihe säßen. Für den anderen Gast war dies kein Problem und somit stand unserem Abflug nichts mehr im Weg.

Ich saß am Fenster und konnte die Bewegungen der Landeklappen am Flügel beobachten. Als das Flugzeug auf seine Position rollte und startete, wurde uns Dreien klar, dass es jetzt kein Zurück mehr gibt. Unser Flug dauerte ca. zweieinhalb Stunden. Für mich war es beeindruckend zu sehen, mit welcher Selbstverständlichkeit und Souveränität die Stewardessen in 10000 Fuß Höhe Getränke und Speisen verteilten. Dabei konnten sie noch Scherze machen und waren fröhlich.

In Bukarest wurden wir schon erwartet und mit flughafeneigenen speziellen Transportrollstühlen aus dem Flugzeug gebracht. In der Fluggastbrücke kamen wir wieder auf flughafeneigene Rollstühle. Freundliche Flughafenmitarbeiter brachten uns in den Terminal, wo wir dann in unsere E-Rollstühle umsteigen konnten.
Atilla, ein Malteser Mitarbeiter, holte uns zusammen mit einem Fahrer vom Flughafen ab. Wir legten ungefähr viereinhalb Stunden über mehr oder weniger gute Straßen bis zum Camp zurück. Den erwünschten Schlaf mussten wir uns abschminken, denn meiner Ansicht nach kann Straße auf Rumänisch mit „Ein bisschen Teer zwischen zwei Schlaglöchern“ beschrieben werden.


Bis dann Euer Steffen

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2 Kommentare

Reka schrieb am 25.07.2013 - 10:59 Uhr

volll schön und lustig beschrieben!ich bin auf die neue Berichte neugiereig!:DYupper, toll dass ihr da wart!:D


Amos schrieb am 25.07.2013 - 17:02 Uhr

Es freut mich, das es möglich ist als Rollstuhlfahrer auch auf Flugreisen zu gehen.Das ihr das spannend gefunden habt, das glaube ich sofort. Ich freue mich schon auf den nächsten Bericht Eure Reise.
Gruß Amos


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